Tarifkonflikt verhindert Spanienflüge

Flughafen Valencia
Auch der Flughafen von Valencia war vom Fluglotsenstreik in Spanien betroffen.

Ein wilder Streik der rund 2600 Fluglotsen in Spanien legte am 3. und 4. Dezember den Betrieb der spanischen Flughäfen brach. Rund 90% aller spanischen Fluglotsen hatte sich am Freitagnachmittag kurzerhand „krank“ gemeldet und waren nach Hause gegangen, nachdem sich die spanische Regierung in Verhandlungen der Fluglotsen mit der staatlichen Flughafenbehörde AENA eingemischt hatte. Ohne Fluglotsen brach der gesamte spanische Luftverkehr zusammen. Rund 330.000 Passagiere auf den spanischen Flughäfen konnten nicht befördert werden, tausende von Urlaubern auf dem Weg nach Spanien verließen gar nicht erst ihre Startflughäfen in den Heimatländern. Spanienflüge in ganz Europa wurden gestrichen oder verschoben.

Die spanische Regierung sah sich zu weiterem Eingreifen veranlasst: Zum ersten Mal seit dem Ende der Franco-Diktatur wurde ein so genannter „Alarmzustand“ ausgerufen. Damit unterstellte die spanische Regierung die Luftraumkontrolle am Freitagabend vorläufig unter die Oberaufsicht der Armee und drohte den Fluglotsen mit Militärgerichten und langen Freiheitsstrafen bei weiterer Arbeitsverweigerung. Dieser Alarmzustand soll 15 Tage andauern.

Auslöser des wilden Streiks waren Pläne zur Teilprivatisierung der spanischen Flughäfen. Die Fluglotsen reagierten mit ihrem wilden Streik auf einen Beschluss der spanischen Regierung, die eine neue Regelung für die Dienstzeiten der Lotsen eingeführt hatte. Spanien, das sich einer großen Finanzkrise gegenüber sieht, versucht mit diesen Maßnahmen ein Kostensenkungspaket durchzusetzen.

Gestrichene und verschobene Spanien-Flüge bestimmten das Bild am Samstag auf vielen europäischen Flughäfen. Nach Angaben der Fluggesellschaften waren rund 15.000 deutsche Fluggäste in Spanien und etwa die gleiche Zahl Flugreisende auf deutschen Flughäfen vom Streik der spanischen Fluglotsen betroffen. Viele Fluggesellschaften wie Air Berlin oder TUI strichen für den Samstag Flüge nach Spanien. Obwohl bereits am Nachmittag des Samstag die spanische Flughafenbehörde AENA gemeldet hatte, das der Luftraum übe Spanien wieder einsatzfähig sei, wird es länger dauern, bis sich das Chaos auf den spanischen Flughäfen auflöst.

Grundsätzlich haben europäische Fluggäste bei starken Verspätungen oder Flugausfällen nach der EU-Verordnung 261/2004 Anspruch auf Entschädigung. Allerdings gilt dies nicht, wenn solche außergewöhnliche Umstände wie Streiks Ursache der Ausfälle sind, „die sich auch dann nicht hätten vermeiden lassen, wenn alle zumutbaren Maßnahmen ergriffen worden wären". Zumindest den Airlines kann hier kein Verschulden und damit keine Schadensersatzpflicht auferlegt werden. Die betroffenen Urlauber werden wohl auf ihren Zusatzkosten beim ungewollten Aufenthalt in den Flughäfen oder verspäteten Flügen selbst sitzen bleiben.

Markus Lenk

Foto: M. Lenk

Datum: 04.12.2010

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